Güterverkehr auf leisen Sohlen

24. 04. 2019

Lärm ist nicht nur lästig, sondern gesundheitsgefährdend. Er verursacht Stress, raubt uns Schlaf und führt zu Hörschäden. Auch vorbeifahrende Güterzüge können besonders für Anrainer von Zugstrecken störend sein. Daher nimmt sich die Rail Cargo Group dem Thema an, denn uns ist Lärm nicht egal. Seit März 2018 stattet sie nach und nach ihre Güterwagen mit lärmarmen Bremssystemen aus und macht den Güterverkehr damit leise. Was seither geschah….

Güterzüge verursachen Lärm. Das hat damit zu tun, dass Güterwagen – hingegen zu Personenwagen – mit metallischen Graugussbremsen ausgestattet sind. Bei Bremsvorgängen rauen sie die Laufflächen der Räder auf. Das führt zu einem unangenehmen Rollgeräusch, das zwischen Rad und Schiene entsteht. In einem unserer Blogbeiträge haben wir ausführlich darüber berichtet.

Für neue Schienenfahrzeuge gibt es europaweit einheitliche Geräuschgrenzwerte, die in einer EU-Verordnung festgelegt sind und nicht überschritten werden dürfen. Für alte Güterwagen, die vor diesem Inkrafttreten in Betrieb genommen wurden, gelten diese Geräuschgrenzen hingegen nicht. Die Rail Cargo Group setzt allerdings alles daran, den Schienengüterverkehr leise zu machen und stattet ihre „alten“ Güterwagen mit neuen, leisen Bremsen aus. Im März 2018 wurde mit dem Umbau begonnen. Ein Jahr später sind bereits 2.192 Wagen mit dem geräuscharmen Bremsmaterial unterwegs. Noch heuer sollen 2.086 weitere Wagen folgen, bis dann mit Ende 2020 insgesamt 7.279 Wagen auf leisen Sohlen unterwegs sein werden.

Warum dauert der Umbau so lange?

Der Umbau kann nicht bei allen Güterwagen gleichzeitig erfolgen. Er wird in vier Kategorien und je nach Güterwagengattung durchgeführt. Auch können nicht einfach nur die Bremssohlen getauscht werden. Je nach Fahrzeugtyp sind zusätzliche technische Auf- bzw. Umrüstungsmaßnahmen erforderlich. Der Umbau erfolgt vorrangig im Rahmen geplanter Instandhaltungsarbeiten in den ÖBB-Werkstätten. So kann der Schienengütertransport auch während der Umrüstungszeit lückenlos sichergestellt werden.

Wie laut ist laut?

Der Schallpegel gibt an, wie laut ein Geräusch ist und wird in Dezibel (dB) angegeben. Ob Geräusche als störend empfunden werden ist allerdings subjektiv und von vielen Faktoren abhängig. Bei sehr hohen Lautstärken kann es zu Hörschäden kommen. Schon ein normales Gespräch misst 50 bis 60 dB. Unangenehm empfinden wir Verkehrslärm bei 80 dB. Wir alle kennen das Geräusch eines Presslufthammers, wenn wir unmittelbar bei einer Baustelle vorbeigehen – der Schallpegel liegt hier bei 100 dB. Schwere Lkw und der Schienengüterverkehr reihen sich bei 90 dB ein. Weniger Lärm – und das sogar bis zu zehn dB – verursachen allerdings Züge, wenn sie mit Flüsterbremsen unterwegs sind. Züge klingen dann fast um die Hälfte leiser, als herkömmliche Waggons mit Graugussbremsen.