Inspiriert von dem Krafttier Ameise, die ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichts stemmt, überzeugt der innovative Plattformwagen TransANT durch sein modulares Leichtbaukonzept, das mehr Mengenvolumen pro Transport ermöglicht.
Zusätzlich ermöglichen verschiedene Aufbauten auf dem standardisierten Wagenuntergestell kundenorientierte Anpassungen an diverse logistische Anforderungen. Die Wageninnovation brachten wir gemeinsam mit voestalpine auf Schiene.
Rail Cargo Group: Die Fertigung des revolutionären Plattformwagens TransANT läuft an. Warum hat man sich entschieden, dieses Projekt gemeinsam mit der RCG umzusetzen und was ist an dieser Wageninnovation das Besondere für die voestalpine?
Werner Dressler: Die voestalpine und die ÖBB verbindet eine langjährige Partnerschaft, die sich vom Verkauf von kompletten Systemlösungen im Bereich Bahninfrastruktur bis hin zum Einkauf von Transportleistung erstreckt. Daher war es naheliegend, auch bei der Konstruktion innovativer Güterwagen mit der Rail Cargo Group zu kooperieren. Das Besondere an diesem Projekt war, dass das Leichtbau-Know-how, das sich die voestalpine über beinahe 20 Jahre im Automobilbereich erarbeitet hat, erstmals in den Waggonbau transferiert wurde.
RCG: Woher kommt das Interesse der voestalpine, auch in der Güterwagenentwicklung mitzuwirken?
Dressler: Die Steel Division des voestalpine-Konzerns ist überzeugt, dass auch Kunden außerhalb der Automobilindustrie von hoch- und ultrahochfesten Stählen bzw. vom damit verbundenen Know-how profitieren können. Leichtbau beginnt bei der Konstruktion. Bei bestehenden Konstruktionen einfach nur den Stahl durch einen höherfesten Stahl zu ersetzen, ist zu wenig und führt in der Regel nicht zum gewünschten Ergebnis – nämlich einer deutlichen Gewichtsreduktion.
RCG: Bei der Entwicklung von TransANT wurde eng zwischen den beiden Unternehmen zusammengearbeitet. Welche Rolle hatte dabei voestalpine, welche die RCG?
Dressler: Die RCG war federführend bei der technischen Entwicklung und der Konstruktion, die Rolle der voestalpine war die der anwendungstechnischen Beratung. Darunter fällt unser Wissen bezüglich Werkstoff, Umformverhalten und Schweißtechnik. Selbstverständlich haben wir auch die maßgeschneiderten Werkstoffe für den Prototypenbau und die Zulassungstests zu Verfügung gestellt.
RCG: Welche speziellen Materialien werden bei der Fertigung von TransANT verwendet bzw. was ist das Besondere an dem Material?
Dressler: Bislang wurden im Waggonbau einfachste Baustähle verwendet, mit Festigkeiten von maximal 355 MPa. Die im TransANT verbauten Stähle haben teilweise die doppelte Festigkeit. Dadurch können die Blechstärken reduziert und somit bei der Rahmenkonstruktion über 20 Prozent Gewicht eingespart werden. Das ist von großer Bedeutung, da es auf der Schiene – ähnlich wie auf der Straße – ein höchstzulässiges Gesamtgewicht gibt. Was an Eigengewicht beim Waggon eingespart werden kann, kann mehr zugeladen werden, sodass hier eine deutliche Effizienzsteigerung erreicht werden kann.
RCG: Die ersten 30 TranANT gehen an voestalpine. Was erwarten Sie sich von der Wageninnovation für Ihr Geschäft?
Dressler: Genau genommen sind es 60 Wagen, die in Form von kurzgekuppelten Doppelwagen zum Einsatz kommen. Unsere Logistik-Tochterfirma, die LogServ GmbH, wird diese Wagen für den Erz-Transport zwischen Eisenerz in der Steiermark und Linz einsetzen. Täglich verkehren auf dieser Strecke drei bis vier Ganzzüge. Durch das geringere Eigengewicht der Waggons kann mehr Erz zugeladen werden. Auf das Jahr gerechnet brauchen wir in etwa 100 Ganzzüge weniger, um die gleiche Menge Eisenerz nach Linz zu transportieren.