Consumer Goods: Was Hundefutter, Billy-Regale und Wohncontainer gemeinsam haben

06. 11. 2024

Die Welt der Konsumgüter ist vielfältig und umfasst alles, was man beim Shoppen finden kann – von Lebensmitteln über Möbel bis hin zu Elektronik. Die Vielfalt der Waren lässt erahnen: Der Transport stellt eine besondere logistische Herausforderung dar.

Erwin Ferstl, Segmentmanager, und Rene Wohlmuth, Sales-Experte, geben Einblicke in die komplexe Welt der Konsumgüter-Logistik – eine dynamische und herausfordernde Branche, die ständige Anpassung und innovative Lösungen erfordert. Mit neuen Technologien und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit sind die beiden bereit, die Zukunft der Konsumgütertransporte auf der Schiene aktiv zu gestalten.

Was versteht man unter Konsumgütern?

Erwin: Konsumgüter umfassen eine breite Palette von Produkten – von Getränken und verpackten Lebensmitteln bis hin zu Non-Food-Artikeln wie Möbel und Elektronik. Wir transportieren im Grunde alles, was man im Supermarkt finden kann, einschließlich Weiß- und Braunware – also Kühlschränke, Waschmaschinen und Hi-Fi Ware wie Fernseher, aber auch Möbel und sogar Tiernahrung.

Gibt es spezielle Anforderungen bei den Transporten oder kann ich zum Beispiel das Billy-Regal, die Milch und das Hundefutter gemeinsam transportieren?

Erwin: Die Anforderungen bei der Tiernahrung sind gleich hoch wie bei der Gulaschsuppe in der Dose. Der Waggon darf zuvor keinen Abfall oder beispielsweise Düngemittel transportiert haben. Wenn doch, muss er speziell gereinigt werden. Aber das Equipment, mit dem wir fahren, ist eher typisch für Konsumgüter. Es ist Aufgabe der Kolleg:innen von der Disposition darauf zu schauen, dass die richtigen Waggons zur richtigen Zeit disponiert werden.

Rene: Im Nahrungsmittelbereich transportieren wir hauptsächlich Fertigware in Konserven oder Gläsern. Frische Lebensmittel wie Tomaten oder Milch sind auf der Schiene nur schwierig zu transportieren, weil dafür eine Kühlkette eingehalten werden muss und wir derzeit kein passendes Equipment für solche Transporte haben.

Mit welchen Herausforderungen ist der Transport mit Konsumgütern konfrontiert?

Rene: Die Wirtschaft ist derzeit rückläufig – das wirkt sich natürlich auch auf die Transporte aus. Hinzu kommen die gestiegenen Energiekosten. Während der Dieselpreis jetzt wieder sehr niedrig ist und auf einem Niveau vor Corona und dem Ukraine-Krieg, ist der Strompreis nach wie vor hoch. Unschlagbar ist die Bahn aber in puncto Nachhaltigkeit. Und auch unser neues Equipment, das wir mit Jahresbeginn erhalten haben, kommt sehr gut bei unseren Kunden an.

Was ist das Besondere an diesem Equipment?

Erwin: Es handelt sich konkret um Wechselaufbauten (WAB) mit 13,6 Meter Länge in Leichtbauweise. Dadurch können wir sie schwerer beladen als das alte Equipment und auch schwerer als die Straße fahren: 27 statt 24 Tonnen. Gerade im Getränkesegment oder in der Nahrungsmittelbranche mit Konserven sind diese drei Tonnen Unterschied schon ausschlaggebend. Mit dem neuen Equipment fällt auch das Umladen von Lkw auf Waggon weg, das viele Kunden nicht wollen, weil das Risiko von Schäden besteht. Dafür bietet das alte Equipment mit 15,5 Meter Länge etwas mehr Kapazität. Im Weißwarensegment können wir zum Beispiel bis zu 30 Prozent mehr Volumen transportieren als ein Lkw.

Ist Nachhaltigkeit ein Verkaufsargument?

Rene: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, doch am Ende bleibt der Preis ausschlaggebend. Viele Kunden sind bereit, etwas mehr zu zahlen, um CO2 zu sparen, aber die Preisdifferenz pro Transport darf nicht zu groß sein, insbesondere bei den Großkunden. Denn das würde sich sehr schnell zu hohen Summen aufsummieren. Außerdem kommen bei den kleinen Unternehmen unsere neuen TÜV-zertifizierten Umwelturkunden sehr gut an.

Gibt es einen besonders spannenden Transport, an den ihr euch erinnert?

Rene: Ja, im Jahr 2020 haben wir eine Anfrage vom Bundesministerium für Inneres erhalten, um 180 Wohn- und Sanitärcontainer für ein Flüchtlingsdorf von Leoben nach Sindos in Griechenland zu liefern.

Gehören Wohncontainer denn auch zu Konsumgütern?

Rene: Tatsächlich ja. So sind sie laut NHM Nummer* klassifiziert. Dieser Transport war wirklich herausfordernd, weil die Container nicht für den Bahntransport zertifiziert waren. Das haben wir dann gelöst, indem wir sie in „Rübenwaggons“, also eigentlich als offene Waggons bekannt, verladen und gesichert haben. Da haben perfekt zwei reingepasst. Bei diesem Transport mussten wir von A bis Z alles organisieren: Den Abbau – teils waren die Container noch am Wasser und Kanal angeschlossen, die Abholung mit dem Lkw und den Transport per Bahn. Hier hat sich wirklich die ganze Stärke unseres internationalen RCG Teams gezeigt.

Wie sieht die Zukunft der Konsumgüterlogistik aus?

Erwin: In den nächsten 15 Jahren wird die Logistik zunehmend multimodal werden. Die Anforderungen an die Industrie steigen, und auch wir müssen uns kontinuierlich weiterentwickeln. Auch die Elektromobilität wird eine größere Rolle spielen, daher suchen wir jetzt schon aktiv nach Partnern, die mit E-Lkw fahren. Auch temperaturgeführte Transporte sind ein Thema der Zukunft. Wir würden das gerne Mal gemeinsam mit Kunden aufsetzen und testen.

Auf einen Blick

  • Teamgröße: 10 Mitarbeiter:innen
  • Umsatz: rund 60 Mio. Euro
  • Beförderte Wagenladungen 2023: rund 76.000
  • Beförderte Container 2023: rund 6.500

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*Die NHM-Nummer (Nomenclature Harmonisée Marchandises) ist eine standardisierte Kennziffer, die im internationalen Gütertransport zur Klassifikation von Waren verwendet wird.