Papier: eine Industrie im Wandel

08. 05. 2024

Der Papiermarkt hat im Laufe der Zeit einige große Umbrüche erlebt – von weniger Zeitungen und Katalogen hin zu mehr Karton- und weniger Plastikverpackungen. Der Markt unterliegt einem ständigen Wandel – und dafür braucht es in der Logistik nicht nur ein hohes Maß an Flexibilität, sondern auch ein breites Know-how über die Industrie und ihre Bedürfnisse.

Papier mag auf den ersten Blick wie ein einfaches Produkt erscheinen, doch hinter seinem Transport verbirgt sich eine Vielzahl von logistischen Herausforderungen. Bernhard Lackner, Segmentmanager für den Papierbereich und seit 38 Jahren bei den ÖBB, und Nina Syrovy, Vertriebsspezialistin und Kennerin der Papierindustrie, erzählen von der komplexen Welt des Papiertransports.

Was versteht man überhaupt unter Papier?

Bernhard: Die meisten denken bei dem Begriff „Papier“ an Druck- bzw. Kopierpapier. Aber es ist viel mehr als das. Grundsätzlich kann man in vier große Kategorien unterscheiden: Zum einen die grafischen Papiere – das ist alles, was bedruckt werden kann wie etwa das Kopierpapier, Zeitungen, Broschüren, Telefonbücher, Kataloge und vieles mehr. Der zweite große Block sind die Verpackungspapiere – darunter fallen etwa Karton und Wellpappe. Der dritte Block sind die Hygienepapiere – beispielsweise Toilettenpapier, Küchenrollen oder Servietten. Und das vierte sind Spezialpapiere – z.B. Etikettenpapier oder Banknotenpapier. In der Rail Cargo Group transportieren wir aber nicht nur das fertige Produkt, sondern auch die dazugehörigen Rohstoffe, sprich Altpapier und Zellstoff.

Das heißt, im Grunde ist jede und jeder schon einmal mit dem Papier in Berührung gekommen, das wir transportieren?

Nina: Richtig und das in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Fast alle kennen die Verpackungen von den großen Online-Versandhändlern oder die kleinen Burger-Kartons der bekannten Fastfood-Ketten. Das sind dann allerdings schon die Endkunden. Unsere Kunden sind die Hersteller dieser Produkte bzw. auch Speditionen. Und wir bieten in unserem Segment auch mehr als den reinen Transport an, dazu gehört etwa auch die Lagerung, vor allem in Österreich und Italien.

Ein RCG Lager im italienischen Desio

Was macht die Arbeit mit Papiertransporten so besonders?

Nina: Die Vielfalt. Es geht eben nicht nur um den einen weißen blanken Zettel, sondern um viel mehr. Und dann ist es auch die logistische Herausforderung: Jedes Papierprodukt hat verschiedene Maße. Wenn es um große Papierrollen geht, die zu Druckereien transportiert werden sollen, dann benötigt man anderes Equipment als für Formatpapier in Paletten, Zellstoff oder Altpapier. Das richtige Transportmittel zu wählen, das Papier richtig zu sichern – Stichwort Feuchtigkeit oder auch Hygiene, wenn es um Lieferungen für die Lebensmittelindustrie geht – das ist die Challenge, die mir jeden Tag aufs Neue Freude bereitet.

Stichwort weniger Zeitungen, mehr Karton-Verpackungen: Die Papierindustrie unterliegt einem ständigen Wandel, oder?

Bernhard: Das stimmt, die Produktion von grafischem Papier geht deutlich zurück – die Auflagen von Zeitungen, Telefonbüchern, Katalogen und Broschüren zeigen das Jahr für Jahr. Dafür steigt die Nachfrage nach Verpackungspapier an – weg vom Plastik, hin zum Papier bzw. Karton. Ein Beispiel sind die Strohhalme von den großen Fast-Food-Ketten: Aus Plastikhalmen wurden jetzt Papierhalme. Das sind kleine Änderungen, die in Summe aber für einen Umbruch in der Industrie und somit auch bei unseren Transporten sorgen. Und dann gibt es natürlich auch Faktoren, wie die Blockade des Suez-Kanal* oder Corona, die sich natürlich auch auf den Markt ausgewirkt und gezeigt haben, wie empfindlich Lieferketten sein können.

Nina: Die Anforderungen an die Märkte und Produkte ändern sich stark – das merken wir in der Arbeit mit unseren Kunden Tag für Tag. Als Logistiker ist man da gefragt, innovativ und flexibel zu reagieren und möglichst schnell Lösungen zu finden.

Gibt es bestimmte Routen, die wir bedienen?

Nina: Papiertransporte haben ihren Fokus im Einzelwagenverkehr. Die österreichische Papierindustrie exportiert über 85 Prozent ihrer Produkte ins Ausland. Davon geht ein großer Teil über den Hafen Koper, für uns ist das die wichtigste Destination. Zellstoff wird grundsätzlich über die Häfen importiert, wobei die Papierfabriken auch teilweise vor Ort den Zellstoff, der aus Holz erzeugt wird, produzieren. Altpapiertransporte sind eher regional und legen grundsätzlich nicht so große Distanzen zurück.

Auf einen Blick

  • Organisation von europaweiten End-to-end-Lieferungen: Umschlag-, Lager-, Vor- und Nachlauforganisation
  • Hochwertiges Waggonequipment
  • 2,4 Mio. Gesamtvolumen pro Jahr, davon:
    • 1,6 Mio. Tonnen graphisches Papier, Verpackungs- und Hygienepapier
    • 0,5 Mio. Tonnen Zellstoff
    • 0,3 Mio. Tonnen Altpapier

Sie interessieren sich für einen Papiertransport? Hier kommen Sie direkt zu uns.

 

* Ein riesiges Containerschiff, die Ever Given, blockierte den Suezkanal für fast eine Woche, was zu erheblichen Störungen im globalen Schiffsverkehr führte.