Welche Bereiche von RCG und A1 sind in das Projekt involviert?
Martin Zsifkovits: SmartCargo betrifft viele Bereiche der Rail Cargo Group. Wir haben alle Business Units miteinbezogen und sämtliche Anforderungen berücksichtigt. Hauptsächlich eingebunden waren Rail Cargo Wagon, ÖBB Technische Services sowie die Bereiche Digitalization, Business Development und Equipment Management.
Adrian Fulton: In erster Linie ist unsere Schwester A1 Digital in das Projekt involviert. Zusätzlich arbeiten wir im Rahmen von SmartCargo eng mit unserem Business Partner Cargomon Systems – einer der führenden Spezialisten auf dem Gebiet Trackinglösungen und Transportüberwachung – zusammen.
Was waren bislang die größten Herausforderungen?
Zsifkovits: SmartCargo startete Anfang dieses Jahres und läuft absolut nach Plan. Aktuell ist die größte Herausforderung der Zeitdruck, denn nach einer kurzen Testphase werden wir etwa zur Jahresmitte in den Roll-Out gehen. Da geht es nicht nur darum, die Devices auf die Güterwägen zu montieren, sondern die Geräte mit unseren IT-Systemen zu verbinden, innerhalb der IT-Plattform abzubilden und Feedbackschleifen einzuhalten.
Fulton: Da stimme ich Martin voll zu. Der Zeitdruck ist unsere größte Herausforderung. Rund 13.700 Waggons bis Ende nächsten Jahres mit Tracking-Technologie auszustatten ist kein Kinderspiel. Nicht einmal für zwei so erfahrene Unternehmen wie RCG und A1. So ein umfangreiches und wichtiges Vorhaben muss in erster Linie gut durchdacht sein.
Welche RCG-Wagentypen werden mit SmartCargo ausgestattet?
Zsifkovits: Alle! Wir haben uns im Vorfeld genau überlegt, ob wir beispielsweise bestimmte Wagenkategorien vorziehen sollen, haben uns jedoch gegen diese Variante entschieden. Denn die effizienteste Lösung ist, prinzipiell jeden Wagen auszustatten, der in die Werkstätte kommt – entweder im Zuge einer Routinekontrolle, Instandhaltung oder Reparatur. Die Montage erfolgt österreichweit in insgesamt zehn Werken von ÖBB Technische Services. Ab sofort wird jeder Waggon die Werkstätte mit einem nagelneuen GPS-Device verlassen.
Was genau steckt hinter der speziell für SmartCargo entwickelten IoT-Plattform?
Fulton: Sobald sich der Waggon zu bewegen beginnt, sendet das GPS-Device via Mobilfunknetz bestimmte Informationen, wie etwa die genaue Abfahrtszeit, an die IoT-Plattform. Dort werden die Informationen visuell aufbereitet und verarbeitet. In vordefinierten Intervallen können dadurch der aktuelle Zustand des Wagens, aber auch verschiedene Reports und Analysen angezeigt werden. Zusätzlich können Alarme definiert werden, die gesondert über die IoT-Plattform überwacht und gemanagt werden – zum Beispiel kann das System mittels Geofencing eine Sofortmeldung beim Überschreiten vorab festgelegter Zonen, wie etwa Landesgrenzen, senden.
GPS wird bei PKW und LKW bereits standardmäßig eingesetzt. Ist es schwieriger, einen Waggon mit dieser Technologie auszustatten?
Fulton: Ich würde gar nicht sagen, dass es komplizierter ist. Aber in diesem Fall ist es schon eine Herausforderung, weil zum Beispiel kein Stromanschluss direkt am Waggon vorhanden ist. Da müssen wir eine Custom Made Solution anbieten. Das kann das SmartCargo-Device, es ist energieautark und hält mindestens sechs Jahre. Ein weiterer Aspekt ist, dass sowohl im Auto als auch LKW nur der Fahrer Daten benötigt. Bei einem Güterwaggon ist das anders: Hier müssen die Daten gesendet, zentral verarbeitet und schließlich den Bestandssystemen der RCG zur Verfügung gestellt werden.
Zsifkovits: Theoretisch hätten wir diese Technologie schon vor vielen Jahren implementieren können. Praktisch war es jedoch so, dass die Roaming-Gebühren ein enormer Bremsfaktor waren. Es geht bei unseren Transporten nicht nur um nationale österreichische Verkehre, sondern vor allem um europaweite. Das war mit Roaming-Gebühren einfach nicht realisierbar.
Was sind die nächsten Schritte?
Fulton: Mein Fokus richtet sich hauptsächlich auf unseren Business Partner Cargomon, um sicherzustellen, dass die Produktion der GPS-Tracker auch weiterhin zuverlässig läuft. Wir sind derzeit mitten in der Testphase und wollen die Qualitätsansprüche der RCG unbedingt erfüllen. Der nächste große Schritt wird sein, die Testphase über eine Evaluierung abzuschließen und dann im Zuge des Roll-Out die RCG-Wagenflotte mit SmartCargo auszustatten.
Zsifkovits: Parallel dazu müssen wir darauf achten, dass alle Daten korrekt verarbeitet werden und alle Systeme reibungslos funktionieren. Darüber hinaus führen wir gerade Gespräche mit Rail Cargo Hungaria, deren Waggons ebenfalls mit SmartCargo ausgestattet werden sollen. Und, wir fahren ja nicht nur mit eigenen Wagen sondern auch mit angemieteten Waggons – wir werden daher sowohl mit den Wagenvermietern in Diskussionen treten, als auch Data-Sharing Abkommen mit unseren europäischen Partnerbahnen schließen.
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