Im Interview - Georg Huber: Salinen Austria AG

21. 05. 2019

Von den Gewinnungsstandorten Altaussee, Hallstadt und Bad Ischl gelangt das „weiße Gold“ über kilometerlange Pipelines zum Hauptstandort nach Ebensee. Dort verarbeitet die Salinen Austria AG reinstes Siedesalz hauptsächlich zu Gewerbe-, Pharma- und Speisesalz, das schließlich in zahlreiche internationale Destinationen transportiert wird.

Wir trafen Georg Huber, Leiter Einkauf und Logistik, Salinen Austria AG, zum Gespräch.

Im Interview:

Georg Huber

Leiter Einkauf und Logistik

Salinen Austria AG

„Wir benötigen einen Logistikpartner, der als Komplettanbieter agiert“

Rail Cargo Group: Herr Huber, bei einer täglichen Verladekapazität von rund 15.000 Tonnen losem Salz und etwa 3.600 Tonnen palettierter Ware ist professionelles Supply Chain Management das Um und Auf. Ist Logistik demnach ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Salinen Austria AG?

Georg Huber: Die logistischen Rahmenbedingungen entscheiden darüber, ob wir in einem Markt Fuß fassen wollen oder nicht. In erster Linie kalkulieren wir die Transportkosten und erst dann wissen wir, ob dieser Markt für uns interessant ist. Durch die Zusammenarbeit mit der RCG sind wir jedenfalls in der Lage, große Distanzen effektiv überwinden zu können und haben die Möglichkeit, unseren Aktionsradius weiter auszudehnen. Mittlerweile transportieren wir via Schiene Tabletten und Speisesalz in Richtung Süditalien bis nach Apulien, Kampanien und teilweise auch Sizilien. Die andere Hauptrelation erstreckt sich bis nach Bukarest. Außerdem wickelt die RCG für uns Salztransporte in die Länder Bulgarien Griechenland, Mazedonien und Türkei ab.

RCG: Über welche Transportmengen sprechen wir hier?

Huber: Auf nationaler Ebene transportiert die RCG mehr als 170.000 Tonnen Gewerbesalz und Auftausalz. Im palettierten Bereich gelangen über 100.000 Tonnen Spezialsalze – wie Tablettensalz zur Wasseraufbereitung, Pharmasalz für Kochsalzlösungen oder Pökelsalz für Wurst- und Käseproduzenten – bis zum gewerblichen Endverbraucher. International ist für die Salinen Austria AG vor allem Italien ein wichtiger Markt. Die Hälfte der Transporte haben wir von der Straße auf die Schiene verlagert, was eine große CO2-Einsparung bedeutet. Dabei übernimmt die RCG die Traktion ab Ebensee, übergibt den Zug an der Grenze an ihre italienischen Kollegen und verfügt außerdem in Desio über ein eigenes Lager. Von dort erfolgt die Verteilung bis zum Kunden. Damit ist die komplette Logistikkette in einer Hand.

RCG: Spielen End-to-end Logistiklösungen bei der Wahl Ihres Logistikpartners eine zentrale Rolle?

Huber: Das ist für uns ganz wesentlich. Wir benötigen einen Partner, der als Komplettanbieter agiert. Außerdem können über die Schiene lange Transportstrecken am effektivsten überwunden werden. Mit dem LKW würden wir uns sehr einschränken – im Werk andocken, vergleichsweise geringe Mengen aufladen, dann wegfahren und im Stau stehen. Diese Themen haben wir mit der Bahn nicht. Zusätzlich nutzen wir in Süditalien und Rumänien die Lagerstandorte der RCG, um innerhalb sehr kurzer Versorgungsintervalle unsere Kunden beliefern zu können bzw. vor Ort reaktionsfähig zu sein.  

RCG: Wie zufrieden sind Sie mit der Reaktionsfähigkeit der RCG?

Huber: In der jüngsten Vergangenheit hat die RCG ihre Flexibilität durchaus unter Beweis gestellt: Im September letzten Jahres hatten wir eine beträchtlich hohe Zusatzmenge für eine europäische Destination abzuwickeln, bereits im Oktober rollten die ersten Waggons auf dieser Strecke. Und sechs Monate später feierten wir den tausendsten Waggon, der im Rahmen dieses Spezialprojekts abgewickelt wurde. So etwas funktioniert, weil wir mit der RCG eine Form der Zusammenarbeit entwickelt haben, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert und stets weiterentwickelt wird. Deshalb wollen wir gemeinsam mit unserem Logistikpartner in den nächsten zwei bis drei Jahren massiv weiterwachsen. Vor allem im Tablettenbereich sind unsere Produkte und österreichische Qualität sehr gefragt.

RCG: In punkto Transportleistungen bevorzugen Sie die umweltfreundliche Schiene. Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Salinen Austria?

Huber: Die Transporte der RCG tragen natürlich zu einer verbesserten Energiebilanz bei. Die zuvor angesprochenen Italientransporte bedeuten eine große Einsparung von CO2. Für uns als Großindustriebetrieb ist das nicht unwesentlich. Umweltschonende Verkehre – vor allem im Transportbereich – werden von Salinen Austria jedenfalls forciert. Wenn ich mir vorstelle, dass wir im Transitland Tirol jährlich 120.000 Tonnen per LKW transportieren würden, wären täglich sechs bis acht LKW mit unserer Ware über den Brenner unterwegs. Da ist die Bahn die einzig sinnvolle Alternative.