Binderholz: Europas Marktführer für Massivholzprodukte setzt auf Bahntransport
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Binderholz: Europas Marktführer für Massivholzprodukte setzt auf Bahntransport
13. 02. 2019
„Die Wettbewerbsvorteile der Bahn beim Gütertransport sprechen klar für sich.“
In Fügen im Zillertal, dem Stammsitz der binderholz Gruppe, trafen wir Martin Sigl, Leiter der Logistik, zum Gespräch.
Rail Cargo Group: Herr Sigl, die binderholz Gruppe betreibt Standorte in Österreich, Deutschland und in Finnland. Welche Produkte werden hier im Hauptwerk in Fügen produziert?
Martin Sigl: Die binderholz Gruppe zählt mit rund 2.750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Europas Marktführern für Massivholzprodukte und innovative Baulösungen. In den sieben Sägewerken in Österreich, Deutschland und Finnland werden jährlich über fünf Millionen Festmeter Rundholz verarbeitet. An unserem Stammsitz in Fügen produzieren wir hauptsächlich Schnittholz, Profilholz, Einschichtplatten und Pellets.
Klima- und Umweltschutz wird immer wichtiger. Welche Rolle spielt die RCG dabei?
Martin Sigl: Der Transportweg über die Schiene spielt für uns als Holzverarbeitungsbetrieb natürlich eine sehr wichtige Rolle, denn ein industrielles Sägewerk ist ohne Bahnanschluss nicht wirtschaftlich zu betreiben. Deshalb sind wir schon seit vielen Jahren ein sehr zufriedener Kunde der RCG. In unserem Werk in Fügen werden im Jahr rund eine Million Festmeter Rundholz verarbeitet. Ein beträchtlicher Teil davon wird über die Schiene nach Jenbach angeliefert.
Derzeit sind wir bei 4.000 Waggons im Jahr. Das sind rund 10.000 LKW-Fahrten, die hier vermieden werden.
Martin Sigl, Head of Logistics, binderholz Group
Aber auch ausgangsseitig setzen wir auf die Leistungen der RCG. Jede Woche werden mit ein bis zwei Zügen Hackschnitzel von Jenbach in die Steiermark transportiert. Derzeit liegen wir bei rund 60 Zügen pro Jahr, die in Summe mit insgesamt rund 162.000 Schüttraummeter Hackschnitzel beladen sind. Das bedeutet rund 2.000 LKW-Fahrten weniger auf der Straße. Bei einer Strecke von rund 360 Kilometer pro Fahrt sind das über 720.000 Kilometer, die vermieden werden. 2019 wird das Volumen auf rund 100 Züge steigen. In Summe sind das dann 3.375 LKW Fahrten bzw. über 1,2 Millionen Kilometer, die von der Straße auf die Schiene verlagert werden.
Welche Produkte werden hauptsächlich über die Schiene befördert?
Martin Sigl: Die Bandbreite ist hier sehr groß. Angefangen von Rundholz, das über die Schiene angeliefert wird, transportieren wir natürlich ausgangsseitig eine Vielzahl von Produkten wie Schnittholz, Profilholz, Brettschichtholz oder Brettsperrholz BBS mit der Bahn. Unser Ziel ist hier ganz klar definiert: Wir arbeiten eng mit der RCG zusammen, um neue Güter und Relationen zu lukrieren, die künftig mit der Bahn transportiert werden können.
Welche Vorteile bringt für Sie der Transport auf der Schiene?
Martin Sigl: Wir haben einen natürlichen Rohstoff und erzeugen ökologische Produkte. Daher sehen wir es auch als unsere Verantwortung, dass der Transport so ökologisch wie möglich gestaltet wird. Das sehen auch unsere Kunden sehr positiv. Darüber hinaus hat die Bahn im Güterverkehr auch klare Vorteile gegenüber der Straße. Transportrestriktionen auf der Straße, wie zum Beispiel Blockabfertigung, Nachtfahrverbot, Sonn- und Feiertagsverbot oder sektorales Fahrverbot gibt es bei der Bahn nicht. Das ist ein Wettbewerbsvorteil, wo die Bahn ganz klar die Nase vorn hat.
Kann man sagen, in wie viele Länder ihre Produkte exportiert werden?
Martin Sigl: Diese Frage kann ich sehr leicht beantworten. Die Produkte der binderholz Gruppe werden über die Schiene, auf der Straße und über den Seeweg in alle Kontinente der Erde exportiert.
Welche Faktoren spielen eine Rolle, damit der Schienengüterverkehr künftig noch attraktiver gestaltet werden kann bzw. was müsste getan werden, um noch mehr Unternehmen davon zu überzeugen, Gütertransporte per Bahn abzuwickeln?
Martin Sigl: Die wirtschaftliche Situation ist derzeit sehr gut. Laut Prognosen ist in den nächsten 12 Jahren ein Wachstum des Gütervolumens von 40 Prozent zu erwarten. Wenn die Kapazitäten auf der Bahn nicht verstärkt werden, ist ein Verkehrskollaps auf der Straße vorprogrammiert. Also ist die Bahn sowohl kapazitätsmäßig, als auch ökologisch von großer Bedeutung. Die Bahn hat hier tolle Möglichkeiten, attraktiver zu werden. Wichtig ist in erster Linie, dass künftig Leerkilometer vermieden werden, um konkurrenzfähige Transportkosten gegenüber der Straße anbieten zu können, denn ein großer Kostenfaktor sind die Kilometer ohne Fracht, also ohne Payload. Die Bahn sollte deshalb unter anderem die Möglichkeit nützen, große Volumina an Gütertransporten mittels Online gestützter Transport-Plattformen auf die Schiene zu verlagern. Die Ware wird beim Hersteller per LKW mit bahnfähigem Auflieger abgeholt. Der Vorlauf erfolgt also per LKW, anschließend wird die Ware den größten Teil der Strecke über die Schiene transportiert und am Ende des Transportweges mit dem LKW zum Kunden bzw. Abnehmer befördert. Vorlauf LKW, Hauptlauf über die Schiene, Nachlauf LKW, wäre die ideale Transportkette, um große Gütervolumen auf die Bahn verlagern zu können. Daran müssen wir in Zukunft gemeinsam verstärkt arbeiten.