Große Chancen für die Verkehrsverlagerung auf einen zukunftssicheren Schienenverkehr in Europa

13. 08. 2019

Gastautor: Hans-Willem Vroon, Eisenbahnspezialist und Vertreter des niederländischen Schienengüterverkehrs im RCG-Talk.

Der Güterverkehr bedient Logistikketten in einer dynamischen und wachsenden Weltwirtschaft und die Nachfrage nach Güterverkehr wächst strukturell. Deshalb verspricht gerade der Schienengüterverkehr viele gute Dinge.

Warum steigen dann nicht alle sofort auf die Schiene um?

Hans-Willem Vroon ist Manager und Unternehmensberater. Er schloss sein Studium mit dem Master of Science in Verkehrs- und Betriebswirtschaft ab. Als Eisenbahnspezialist und Stratege verfügt er über 25 Jahre Berufserfahrung in Wirtschaft und Verwaltung. Hans-Willem Vroon ist derzeit über die Lobbyorganisation RailGood ein Vertreter des niederländischen Schienengüterverkehrs. railgood.nl

Große Chancen für die Verkehrsverlagerung auf einen zukunftssicheren Schienenverkehr in Europa

von Hans-Willem Vroon

 

Fracht wird zunehmend mit mehreren Transportmodalitäten transportiert. Der Schienengüterverkehr ergänzt den Straßenverkehr, die Binnenschifffahrt, die Luftfahrt und den Pipeline-Verkehr.

Er verbindet Seehäfen, Industrie- und Handelszentren mit dem europäischen Hinterland und China (One Belt One Road), ist der umweltfreundlichste Verkehrsträger, zudem sicher und platzeffizient. Güterzüge transportieren größere Frachtmengen fließend und effizient. Darüber hinaus entlastet der Schienengüterverkehr das überlastete Straßennetz in Europa. Auf der Grundlage dieser Stärken trägt der Schienengüterverkehr sowohl zu den wirtschaftlichen Ambitionen als auch zu einem gesunden, sicheren und angenehmen Lebensumfeld in den Niederlanden und in ganz Europa bei.

Warum steigen dann nicht alle sofort auf die Schiene um?

Die Verlader erwarten einen preisgünstigen, zuverlässigen und flexiblen Transport auf der Schiene mit akzeptablen Lieferzeiten. Die Attraktivität des Schienengüterverkehrs für die Frächter muss kontinuierlich verbessert werden, um strukturell und profitabel wachsen zu können und eine deutliche Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene zu realisieren.

Der Schienengüterverkehr muss, kann und wird gegenüber anderen Verkehrsträgern und den Nachbarländern wettbewerbsfähiger werden. Im Vergleich zu anderen Modalitäten hat der Schienengüterverkehr noch relativ viel Verbesserungspotenzial, um den Verladern preislich wettbewerbsfähigere, zuverlässigere und flexiblere Verkehrsdienste anzubieten.

Der Wettbewerb auf dem europäischen Güterverkehrsmarkt auf der Schiene erweitert das Angebot, trägt dazu bei, die Preise niedrig zu halten und ist der Motor, der die Unternehmen dazu anregt effizienter und innovativerzu werden. Das ist gut für die Wettbewerbsposition Europas und damit für Wirtschaft, Lebensqualität und Klima. Der Schienenverkehr ist ein bereits bestehender Katalysator für die Dekarbonisierung der europäischen Wirtschaft.

Innovativer Subcoal ®Transport mit dem MOBILER

Der Schienengüterverkehr ist nicht nur eine Lösung für den Gütertransport zwischen großen europäischen Häfen, multimodalen Binnenhäfen und der Industrie.

Durch Unternehmertum, Innovation und transeuropäische Stärke international tätiger Logistik- und Transportunternehmen gibt es auch in den Nischenmärkten und Regionen, die mit dem transeuropäischen Kernnetz verbunden sind, viele gute Chancen.

Ein interessantes Beispiel für die anhaltende modale Verlagerung ist der Transport der Subcoal ® Pellets der Firma Subcoal Production FRM (SPF) vom Hafen Delfzijl (Nordholland) nach Linz (Österreich). Subcoal ® produziert alternative Brennstoffe unter Verwendung der patentierten Subcoal-Technologie, bei der verschiedene nicht recycelbare Papier-Kunststoffe zu hochwertigen Pellets verarbeitet werden. Die hochkalorischen Subcoal ® Pellets werden in der Stahlindustrie als Kohleersatz und in Kraftwerken eingesetzt.

Dadurch wird der Einsatz fossiler Brennstoffe reduziert. Auch für nicht verwertbare Abfälle bietet Subcoal ® eine bessere Lösung, um Deponien oder Verbrennungen zu vermeiden. 1.000 Tonnen können mit 12 fest gekoppelten Wagen mit 4 MOBILER-Containern pro Wagen von der RCG transportiert werden. Eine hydraulische Hebevorrichtung am MOBILER-Fahrzeug ermöglicht das schnelle und unkomplizierte Handling von MOBILER-Containern zwischen Lkw und Wagen, ohne Kran oder Stapler. Deshalb kombiniert der MOBILER-Container die Vorteile des umweltfreundlichen und sicheren Schienengüterverkehrs mit dem flexiblen Straßenverkehr. Auf diese Weise wird ein innovatives, nachhaltiges Produkt mit einer innovativen Transportlösung transportiert.

Maßnahmen zur Förderung des Schienengüterverkehrs

Um dem Schienengüterverkehr in den kommenden zehn Jahren einen enormen Schub zu verleihen, müssen die folgenden Maßnahmen der europäischen Regierungen und Infra-Manager vollständig umgesetzt werden:

  • Beseitigung aller Marktbarrieren und Marktverzerrungen im europäischen Eisenbahnsystem. Die gleichen Wettbewerbsbedingungen mit anderen Modalitäten und Logistikketten über andere europäische Länder müssen bald gleichwertig werden.
  • Rechtzeitige Verfügbarkeit einer leistungsfähigen und interoperablen Eisenbahninfrastruktur für den Schienengüterverkehr auf Langstrecken, Kurzstrecken und der letzten Meile.
  • Internationales und effizientes Management der Schieneninfrastruktur in den Güterverkehrskorridoren.
  • Verbesserung der Zuverlässigkeit und Effizienz am Anfang und am Ende der Schienengüterverkehrskette. Einfacher Zugang zu Transport- und Verkehrsinformationen.
  • Aktives Schützen der Kartellvorschriften verhindert, dass Kartelle und marktbeherrschende Unternehmen ihre Macht nutzen, um den Wettbewerb zu unterbinden.

Es ist an der Zeit, diese Umsetzung von Maßnahmen europaweit zu beschleunigen. Wenn Wettbewerb, Innovation und Unternehmertum im Schienengüterverkehr durch eine entschlossene Regierungspolitik und das Management der Eisenbahninfrastruktur stark unterstützt werden, werden viele weitere Möglichkeiten für die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene geschaffen.