Der Hafen Rotterdam setzt Kurs Richtung Nachhaltigkeit

07. 02. 2024

Der Hafen Rotterdam ist der größte Tiefseehafen Europas und gehört zu den zehn größten Seehäfen der Welt. Auch für die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) hat er eine zentrale Bedeutung als intermodale Drehscheibe mit Anschluss an die Wirtschaftsregionen in West- und Zentraleuropa.

Das Hafengebiet erstreckt sich über 12.500 Hektar und ist 40 km lang – eine enorme Ausdehnung, die von der Innenstadt Rotterdams bis an die Nordsee bei Hoek van Holland reicht. An den Hafen angeschlossen liegt das für die Region und Europa wichtige petrochemische Industriegebiet, das den Hafen zu einem der bedeutendsten Energie-Hubs für Nordwesteuropa macht. Dort sind vier Raffinerien und diverse Unternehmen in der Erdöl- und Chemieindustrie beheimatet. Rund 193.000 Menschen haben beruflich direkt oder indirekt Berührungspunkte mit dem an der Nordsee gelegenen Hafen. Die strategisch günstige Lage im Rhein-Maas Flussdelta begünstigt seine Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert. Bis vor 20 Jahren war Rotterdam sogar der größte Hafen der Welt. Ab dem Jahr 2004 wurde er dann nach und nach von asiatischen Häfen wie Singapur und Shanghai abgelöst. Seine hohe Bedeutung für Europa ist nach wie vor unbestritten. Nicht umsonst sagt man: “Geht es dem Hafen Rotterdam gut, geht es der europäischen Wirtschaft gut.” Die Wertschöpfung für die Seehafenregion Rotterdam-Rhein allein beläuft sich auf 30,6 Milliarden Euro – das sind rund 3,2 % des niederländischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Rechnet man alle Unternehmen dazu, die am Hafen hängen, liegt die gesamtwirtschaftliche Bedeutung für die Niederlande sogar bei 60 Milliarden Euro.

Rotterdam – Tor zur Welt

Von Rotterdam aus geht es hinaus in die Welt: Über 1.000 internationale Tiefseehäfen werden angesteuert. Wöchentlich verlaufen über 400 internationale Containerverbindungen von und zum Rotterdamer Hafen. Auch Blockzüge mit trockenen und feuchten Massegütern und Stückgutzüge werden hier abgefertigt. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 826 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und 467 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Davon waren rund 15 Millionen Container, die über die Schiene transportiert wurden. Auch für die RCG spielt der Hafen eine wichtige Rolle: Er ist die zentrale Drehscheibe zwischen Schiff, Bahn und Lkw und somit für intermodale Verkehre eine entscheidende Anbindung an die Wirtschaftsregionen in West- und Zentraleuropa.

RCG bietet direkte Verbindung nach Rotterdam

Mit Jahresbeginn hat die RCG ihre TransFER Verbindung Linz–Wels–Rotterdam optimiert und bietet jetzt eine attraktive Direktverbindung mit fixem Fahrplan zwischen Österreich, Deutschland und den Niederlanden (TransFER Linz–Duisburg–Rotterdam). Die Strecke wird vier Mal pro Woche befahren und bietet zahlreiche Transportmöglichkeiten, vom klassischen Container bis hin zu Wechselaufbauten (WAB) und bald auch kranbaren Trailern. Auch der Transport von Gefahrgütern (RID) ist auf der gesamten Strecke möglich. Zudem können durch den neuen TransFER innerhalb Rotterdams Umfuhren zu allen maritimen und kontinentalen Terminals in den Industrie- und Hafengebieten Maasvlakte und Waalhaven sowie nach Antwerpen und Zeebrügge gefahren werden.

Auf dem Weg zur Null-Emission

Bis 2050 soll der Hafen völlig klimaneutral werden und keine Emissionen verursachen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt man auf verschiedene Maßnahmen. Ganz zentral in der Strategie ist die Umrüstung zum größten Wasserstoff-Hub in Europa. Dieser Treibstoff wird laut Prognosen zukünftig deutlich zunehmen und stellt einen entscheidenden Meilenstein im Kampf gegen die Klimakrise dar.
Derzeit ist Rotterdam der weltweit wichtigste Umschlagplatz für flüssiges Massegut. Supertanker verschiffen über Rotterdam Ethanol aus Brasilien nach Schweden, und Palmöl aus Malaysia und Indonesien zur europäischen Lebensmittelindustrie. Roh- und Erdöl werden über Pipelines ins Ruhrgebiet und nach Antwerpen transportiert. Was bleibt, wird im petrochemischen Industriegebiet des Hafens zu Brennstoffen und Chemikalien weiterverarbeitet. Es geht dabei um enorme Mengen Energie. Jährlich werden hier 8.800 Petajoule (PJ) Energie mit Seeschiffen an- und abtransportiert, was fast dem dreifachen Energiebedarf der Niederlande und 13 % des Energiebedarfs in der EU entspricht.
Erforderlich für die Umrüstung sind Investitionen in Millionen- bzw. Milliardenhöhe durch den Hafen und die angesiedelten Unternehmen und Raffinerien. Der Spatenstich zu Europas größter grünen Wasserstoffanlage auf dem Gebiet des Rotterdamer Hafens wurde bereits in Kooperation mit Shell gesetzt und soll 2025 in Betrieb genommen werden.

Partnerschaften entscheidend

Um das ambitionierte Null-Emissionen Ziel zu erreichen, strebt der Hafen Kooperationen mit Partnern in allen Bereichen an. Neben dem Transport von Wasserstoff über Pipelines wird auch der umweltfreundliche Transport auf der Schiene eine wichtige Rolle spielen. Die RCG ist an der Entwicklung von Prototypen für Transportbehältnisse beteiligt. Insgesamt will der Hafen Rotterdam den Transport von Gütern auf der Schiene innerhalb von zehn Jahren auf 40 bis 61 Millionen Tonnen anheben. Die neu eingeführte TransFER Verbindung trägt dazu bei und markiert gleichzeitig einen weiteren Schritt zur Verwirklichung unseres eigenen Ziels: Gemeinsam mit den führenden europäischen Güterbahnen bis 2030 30 % des Frachtaufkommens auf die umweltfreundliche Schiene zu verlagern.

Quellen:
Fakten und Zahlen | Port of Rotterdam
Wasserstoff in Rotterdam | Port of Rotterdam
Die Zukunft lautet Wasserstoff