Der Sandstreuer

20. 09. 2023

Kaum jemand kennt ihn, und doch ist er essenziell für eine „reibungslose“ Bahnfahrt: der Sandstreuer.

Der Sandstreuer spielt eine bedeutende Rolle für einen funktionierenden Schienenverkehr. Durch diverse Einflüsse, etwa Regen, Schnee oder Eis, verringert sich die Reibung zwischen Rad und Schiene – das Risiko, dass Räder schleudern oder gar blockieren, erhöht sich erheblich. Damit genau das nicht passiert, kommt der Sandstreuer mit all seinen Komponenten zum Einsatz.

Sand für mehr Grip

Was genau aber macht der Sandstreuer? Wie sein Name sagt – er streut Sand! Der scharfkantige Sand, der durch die Sandfallrohre unter die Räder auf die Schienen geblasen wird, erhöht die Reibung zwischen Rad und Schiene. Dadurch wird bei schwierigen Wetterverhältnissen verhindert, dass die Räder durchdrehen oder blockieren. Der Sandstreuer sorgt damit dafür, dass die Kraft der Lok auch wirklich auf die Schiene übertragen wird. Aber auch bei Bremsvorgängen kommt der sandige Helfer zum Einsatz und verhindert ein „Rutschen“ bzw. „Gleiten“ der Räder.

Gespeichert wird der Sand in eigenen Vorratsbehältern, meist im vorderen Teil des Zuges. Durch die Dosiermechanismen wird die Menge des auszubringenden Sands reguliert. Die Sandfallrohre führen vom Vorratsbehälter zu den Streuaggregaten, die so konzipiert sind, dass sie den Sand gleichmäßig auf den Schienen verteilen. Damit ermöglicht der Sandstreuer eine einwandfreie Fahrt.

Reicht eine Prise?

Stellt sich noch die Frage, wie viel Sand durchschnittlich durch den Streuer geht? Das lässt sich nur schwer pauschal beantworten und hängt von vielen Faktoren ab, etwa Wetterlage und Schienenzustand, Einsatzstrecke, Zuggewicht oder Fahrbetrieb. Kurz: Je nachdem, ob die Schienen trocken oder feucht, steil oder flach oder entsprechend der Jahreszeit vielleicht sogar mit Laub bedeckt sind, wird mehr oder weniger Sand für die Fahrt gebraucht.

Sand auf Knopfdruck

Bedient wird der Sandstreuer vom Führerstand des Bahnfahrzeuges. Das Sanden funktioniert bei modernen Triebfahrzeugen – wie beispielsweise der Taurus-Lok – mittels Druckluft und per Tastendruck. Wann der Sandstreuer zum Einsatz kommt, entscheidet die oder der Triebfahrzeugführer:in. Die Taurus-Lok verfügt über vier Sandkästen mit einem Fassungsvermögen von je 100 kg Sand. Mittels einer elektrischen Heizung im Vorratsbehälter wird sichergestellt, dass der Sand auch trocken und streufähig bleibt. Zusätzlich sorgen Druckluft und Luftzirkulation dafür, dass der Sand nicht überhitzt oder die Heizpatronen beschädigt werden.

Wer hat’s erfunden?

Ein unbekannter Beschäftigter der Camden and Amboy Railroad (C&A) hat den Grundstein für den Sandstreuer, so wie wir ihn heute kennen, gelegt: 1836 wurde New Jersey von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Der Besatz war so dicht, dass die Sicherheit des Zugbetriebes nicht mehr gewährleistet war. Für das Freifegen der Schienen beschäftigte die C&A damals eigens Personal, eine umständliche und wenig effektive Lösung. Auch Bürsten und Kratzer erbrachten nicht die gewünschte Wirkung. Ein bis heute unbekannter Mitarbeiter fing an, mit feinem Sand zu experimentieren. Rieselte dieser anfangs noch von Hand vor der Lokomotive auf die Gleise, schuf man kurze Zeit später den Sandstreuer. Dieser löste nicht nur die Heuschreckenplage, sondern ist auch fast 200 Jahre später in seiner Funktion immer noch unersetzlich.