Ohne Verschub fährt kein Zug

16. 04. 2025

Der Verschub ist die Geburtsstätte eines jeden Zuges. Warum das so ist, wie und wo Züge gebildet werden und welche Voraussetzungen Güterwagen mitbringen müssen, um über den Abrollberg zu rollen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Der Unterschied zum Straßengüterverkehr

Schienengüterverkehr ist komplex – deutlich komplexer als der Transport auf der Straße. Ist ein Lkw betankt und hat der Fahrer bzw. die Fahrerin alle erforderlichen Papiere dabei, kann die Fahrt beginnen. Anders beim Schienengüterverkehr: Hier müssen zunächst leere Güterwagen rechtzeitig bestellt und dem Kunden zur Verfügung gestellt werden. Erst nach Beladung und Erteilung des Beförderungsauftrags werden sie von verschiedenen Bedienstellen abgeholt und zu einem Zug zusammengestellt.

Die Rolle des Verschubs

Diese Aufgaben übernimmt der Verschub: Er sorgt für die Beistellung, Abholung, Bildung und Kontrolle von Güter- und Personenwagen. Konkret meint Verschub das Auf- und Abstellen, Ein- und Ausreihen sowie Bewegen einzelner Schienenfahrzeuge oder ganzer Fahrzeuggruppen. Auf dem Weg zum Ziel werden Wagen in der Regel mehrmals verschoben – sowohl im Abgangs- und Zielbahnhof als auch unterwegs. Dies geschieht in sogenannten Verschiebebahnhöfen bzw. Bedienknoten.

Zentralverschiebebahnhof Wien-Kledering

Einer der wichtigsten Orte für den Verschub ist der Zentralverschiebebahnhof Wien-Kledering – der größte Verschiebebahnhof Österreichs. Hier werden einzelne Güterwagen oder Wagengruppen über einen künstlich angelegten Hügel, den sogenannten Rollberg bzw. Abrollberg, durch eine Verschublok hinaufgeschoben. Anschließend rollen sie eigenständig das Gefälle hinab und werden automatisch über ein Weichensystem in eines der 48 Richtungsgleise gelenkt. Dort werden sie erneut zu Zügen formiert.

Moderne Technik und die Erfahrung unserer Mitarbeiter:innen sorgen dafür, dass jeder Wagen im richtigen Zugverband landet. Die Bremsung erfolgt dabei automatisch über im Gleis eingebaute Bremselemente. Rund 140 Züge werden hier täglich getrennt und neu zusammengestellt – für die Weiterreise durch Europa und bis nach Asien.

Nicht jeder Wagen ist abrollbergfähig

Beim Abrollen über den Rollberg bzw. Abrollberg entstehen sogenannte Verschubstöße – also massive mechanische Kräfte, wenn Wagen auf andere Wagen auflaufen. Um diese Kräfte auszuhalten, müssen Güterwagen bestimmte technische Voraussetzungen erfüllen. Wagen, die diese Anforderungen nicht erfüllen – zum Beispiel aufgrund ihrer Ladung oder einer Maßüberschreitung – werden manuell verschoben.

Ein klassisches Beispiel: Standard-Containertragwagen im intermodalen Verkehr sind nicht abrollbergfähig. Der schwach ausgeführte Containerzapfen, der Container und Tragwagen verbindet, würde die Stoßkräfte nicht aushalten. Solche Wagen werden ausschließlich in Terminals manipuliert. Güterwagen ist also nicht gleich Güterwagen.