Nicht nur im privaten Umfeld lässt sich durch vorausschauendes und konstantes Fahren mit dem Auto Treibstoff und damit Energie senken. Auch beim Fahren von Güterzügen kann Energie eingespart werden – und zwar gar nicht so wenig. Was dafür erforderlich ist? Eine ordentliche Portion Fingerspitzengefühl und die richtige Technik.
Der Strom, der in Österreich unsere Züge und damit die Güter bewegt, stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern. Damit sind die ÖBB eines der umweltfreundlichsten Eisenbahn-Infrastrukturbetreiber.
Dennoch ist die Bahn in Österreich größter Einzel-Stromverbraucher. Auf der Strecke Wien–Passau verbraucht ein durchschnittlicher Güterzug 6.000 Kilowattstunden.
Das ist so viel Strom, wie ein vierköpfiger Haushalt in einem ganzen Jahr verbraucht. Obwohl der Schienengüterverkehr per se umweltfreundlich ist, kann bei Zugfahrten der Energiebedarf zusätzlich gesenkt werden. Und das zahlt sich wirklich aus. Denn durch eine entsprechende Fahrweise und spezieller Fahrzeugtechnik kann bis zu zehn Prozent Energie eingespart werden.
Die moderne Antriebstechnik, Aerodynamik sowie die Rückspeisebremse, die standardmäßig bereits in allen neuen Triebfahrzeugen eingebaut ist, macht´s möglich. Etwa durch diese spezielle Bremse wird Bremsenergie sinnvoll genutzt. Energie, die beim Bremsvorgang entsteht, wird direkt in das Oberleitungsnetz rückgespeist und fließt dort zum nächsten Triebfahrzeug bzw. zurück in das Stromnetz. Züge produzieren demnach beim Bremsen Strom. Die Kunst dabei ist jedoch den Zug so zu steuern, dass sowohl der Fahrplan als auch die maximale Betriebsqualität eingehalten wird. Und genau das will gelernt sein – wie etwa der sorgsame Umgang mit Geschwindigkeitsregler und Bremse. Da braucht es nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern vielmehr ein schlaues Köpfchen und vor allem Erfahrung. Deshalb werden LokführerInnen während ihrer Ausbildung auch darin geschult und regelmäßig durch Praxistrainings an Fahrsimulatoren trainiert.
Unterschiedliche Streckenprofile, Fahrbedingungen sowie sich laufend ändernde Wetterbedingungen können hier realitätsnah simuliert und dementsprechend trainiert werden. Ob Sonnenschein, Wolkenbrüche, Schneegestöber oder durch Herbstlaub verursachte rutschige Gleise, all diese Faktoren wirken sich auf das Fahrverhalten und somit auf das Energieeinsparungspotential aus.
Für energiesparendes Fahren ist viel Know-how, Erfahrung und Fingerspitzengefühl erforderlich.
Energiesparend zu fahren heißt möglichst weit vorausschauend zu fahren. So wird etwa knapp vor einer Bergkuppe bereits Geschwindigkeit reduziert, um bergab den Schwung zu nutzen und den Zug ausrollen zu lassen – ohne dabei Tempo zu verlieren. Auf ebener Strecke wird dafür mit voller Kraft angefahren. Denn Messungen belegen: Je schneller die Höchstgeschwindigkeit erreicht wird, umso eher kann der Zug über weite Strecken einfach ausrollen. Und desto mehr Strom bzw. Diesel wird eingespart. Der Gewinner dabei: die Umwelt. Denn mit jeder eingesparten Kilowattstunde wird der Umwelt CO2 erspart. Digitale Fahrassistenzsysteme unterstützen die LokführerInnen dabei, den Energieverbrauch während einer Zugfahrt zu senken. Sie geben Tipps, wie der Zug am besten durch die Strecke gesteuert, Schnellfahrstellen ausgenutzt, Langsamfahrstellen damit am effizientesten überwunden und unnötige Halte vermieden werden können.