Die Normalspur: standardisierte Spurweite
Die Normalspur ist mit einer Breite von 1.435 mm die am weitesten verbreitete Spurweite der Welt. Der Ursprung für ihren Erfolg geht in das Jahr 1822 zurück, wo sie für den Bau der ersten öffentlichen Dampflokomotive verwendet wurde. Davon ausgehend setzte sich die Normalspur schnell in großen Teilen der Welt durch und ist heute in den meisten europäischen Ländern, dem Nahen Osten sowie in Nordamerika und -afrika und China am stärksten vertreten. Auf der Normalspur bewegt sich vor allem der Personen-, der Regional- und Fernverkehr. Auch Güter- und Hochgeschwindigkeitszüge, Intercity- und Regionalzüge sind auf diesen Gleisen unterwegs.
Römische Streitwagen auf englischen Gleisen
Stellt sich die Frage: Warum genau 1.435 mm? Das Maß fand bereits Gebrauch bei den „Tramroad“ – das waren Schienenwege in englischen Kohleminen. Die weitere Verwendung dieses Maßes ließ zu, dass auch bereits existierende Fuhrwerke die neu erbauten Gleise befahren konnten. Der Ursprung der mit 1.435 mm ungeraden Spurweite liegt jedoch noch weiter in der Vergangenheit: Es heißt, dass sich die Breite der Normalspur von der ursprünglichen Spezifikation für römische Streitwagen ableitet. Diese waren mit dem Maß von 1.435 mm genau so breit, dass zwei Armee-Pferde problemlos darin laufen konnten.
Wurde die Normalspur bereits 1846 als Standardspurweite in Großbritannien vorgeschrieben, laufen auch in Österreich 5.203 von insgesamt 5.575 Schienenkilometern auf Normalspur, während die restlichen 372 Kilometer Schmalspurstrecken sind.
Enge Kurven und herausforderndes Gelände: die Schmalspur
Die Schmalspur unterscheidet sich, wie ihr Name schon sagt, durch eine geringere Spurweite von der Normalspur. Gängig sind vor allem die Meterspur mit 1.000 mm Breite oder einer Spurweite von 760 mm. Die Schmalspur kommt in Regionen und Gebieten mit schwierigem Gelände zum Einsatz: Sie kann scharfe und enge Kurven oder steile Abgänge problemlos bewältigen. Dazu zählt beispielsweise die Mariazellerbahn.
Schwere Frachten auf großem Gleis: die Breitspur
Die Breitspur hingegen bezeichnet eine Spurweite, die größer als die Normalspur ist und über 1.435 mm misst. Dabei ist die gängigste Form die russische Breitspur mit einem Maß von 1.520 mm. Sie bildet nach der Normalspur die Spurweite mit dem größten Netz. Je größer die Spurweite, umso belastungsfähiger ist die Strecke. Aus diesem Grund eignet sich die Breitspur insbesondere für den Transport von schweren Gütern über lange Entfernungen. Die transsibirische Eisenbahn ist dabei wohl die berühmteste, auf Breitspur fahrende Bahn.
Warum so kompliziert?
Die verschiedenen Spurweiten stammen vor allem aus einer Zeit, in der es noch kaum standardisierten Vorgaben für die Spurweite gab und diese nach Belieben des Erbauers ausgerichtet wurden. Zusätzlich wählte man aus militärischen und wirtschaftlichen Gründen häufig mit Absicht andere Spurweiten, um zu verhindern, dass potenzielle Gegner oder konkurrierende Unternehmen die eigene Infrastruktur zu ihren Gunsten mitbenutzen konnten.
Erst später erkannte man die Wichtigkeit einer einheitlichen Spurweite: Sie ist bedeutend für die Interoperabilität im Schienenverkehr und ermöglicht einen nahtlosen Übergang in ein anderes Eisenbahnnetz, ohne dass Umladevorgänge oder Umspurungen durch den Tausch oder die Umachsung des Eisenbahn-Laufwerkes notwendig sind.
Unterschiedlich breite Gleise befahren
Heute stellen die unterschiedlichen Spurweiten durch technische Innovationen, welche einen raschen Wechsel oder eine Anpassung des Laufwerks an die Spurweite ermöglichen, keinen allzu erheblichen Mehraufwand mehr dar.
Trotzdem ist es eher unwahrscheinlich, dass zukünftig neue Spurweiten eingeführt werden. Der Fokus liegt darauf, die bereits vorhandenen Spurweiten weiter auszubauen. Dabei verzeichnet vor allem das Schienennetz der Normalspur in Ostasien ein schnelles Wachstum.