Wie funktioniert grenzüber­schreitender Verkehr?

29. 01. 2019

Lok- und LokführerInnenwechsel, unterschiedliche Infrastruktur- und Zugsicherungssysteme, Betriebsvorschriften, Sicherheitsbestimmungen, aber auch Sprachbarrieren machen einen grenzüberschreitenden Verkehr auf der Schiene im Vergleich zum Straßengüterverkehr wesentlich komplexer. Warum das so ist und wie länderübergreifender Verkehr eigentlich funktioniert, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Eisenbahnsysteme sind national ausgerichtet und historisch gewachsen.

Jedes Land hat eigene Infrastruktur- sowie Zugsicherungssysteme, Betriebsvorschriften, Signale und Sicherheitsbestimmungen. Grenzüberschreitende Züge müssen den Betriebsvorschriften des jeweiligen Staates, den sie durqueren, entsprechen. So muss beispielsweise ein Zug nach den länderspezifischen Bestimmungen gebildet sein, also die Wagenreihung, Zuglänge sowie das Zuggewicht muss die jeweiligen Voraussetzungen erfüllen.

Auch die Stromsysteme, die Netzspannung in den Ländern unterscheiden sich.

Ist eine Lokomotive nicht für das jeweilige Streckennetz zugelassen bzw. mit den geltenden nationalen Zugsicherungssystemen ausgerüstet, wird ein zeitaufwendiger Lokwechsel an den Landesgrenzen bzw. an den Betriebswechselbahnhöfen erforderlich. Mehrsystemlokomotiven, also Loks, die für Strecken mit unterschiedlicher Netzspannung bzw. Energieversorgungen technisch ausgerüstet sind, überwinden diese Infrastrukturschnittstellen. Auch ein Wechsel der LokführerInnen wird erforderlich, wenn sie keine nationalen Zulassungen besitzen, bzw. nicht die jeweilige Betriebssprache beherrschen.

Anhand dieser Abläufe ist klar erkennbar, länderübergreifender Güterverkehr auf der Schiene gestaltet sich im Gegensatz zur Straße wesentlich komplexer.

Denn ein Lkw-Fahrer kann mit seinem Führerschein im gesamten europäischen Raum und auch darüber hinaus unterwegs sein. Sprachbarrieren haben keinerlei Einfluss auf den Transport. Auch kann ein Lkw einfach losfahren, ohne zuvor seine Tour beim Infrastrukturbetreiber bestellen zu müssen – für den Schienenverkehr müssen erst Trassen für die jeweiligen Transporte bestellt werden. Der nachhaltigen Logistik spielt die Komplexität des Schienengüterverkehrs nicht unbedingt in die Hände. Daher ist besonders hier Handlungsbedarf gefragt.

Wo es doch auf den Straßen Tag für Tag enger wird. Bis 2030 soll das Frachtaufkommen sogar um 30 % steigen. Für unsere Umwelt, für das Klima sind das keine schönen Prognosen. Daher gilt es jetzt, dieses Wachstum von der Straße auf die umweltfreundliche Bahn zu verlagern. Der Verkehr ist der größte und gleichzeitig am schnellsten wirksamste Hebel, CO2-Emissionen einzusparen und die Umwelt zu entlasten. Und genau dafür setzt sich die Initiative Rail Freight Forward  ein, die die führenden europäischen Bahngesellschaften ins Leben gerufen haben. Sie macht deutlich, wie nachhaltig Güterverkehr auf der Schiene sein kann und welche Maßnahmen dafür erforderlich sind. Denn Ziel ist es, Gütertransporte auf der Schiene genauso einfach zu gestalten, wie die Beförderung von Gütern auf der Straße, um grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr wesentlich effizienter und schneller zu machen. Und damit so viele Güter wie möglich weg von der Straße auf die Schiene zu bringen. Erforderlich sind dafür länderübergreifend einheitliche, rechtliche, technische sowie betriebliche Voraussetzungen.