Franz Pertl (Rohrdorfer) und Michael Fellier (RCG)

Rohrdorfer Zement

07. 02. 2019

„Da sagten wir, dieses Delta von 200 Tonnen ist kein Thema, weil uns bewusst war, dass die RCG alle Hebel in Bewegung gesetzt hat.“

Interview: Franz Pertl, Leiter Beschaffung & Logistik, Rohrdorfer Zement

Das Zementwerk Hatschek ist Teil der deutschen Rohrdorfer Gruppe und liegt im oberösterreichischen Gmunden. Dort trafen wir Franz Pertl, Leiter Beschaffung & Logistik, zum Gespräch.

Rail Cargo Group: Herr Pertl, die neue, hochmoderne Entladeanlage hier am Standort in Gmunden wurde vor kurzem in Betrieb genommen. Warum hat sich Rohrdorfer entschieden, in diese Anlage zu investieren?

Franz Pertl: Wir produzieren Massengüter, unser Hauptprodukt ist aus der Tradition heraus der Zement – wobei zunehmend auch die Sparten Transportbeton, Sand, Kies und Fertigteile an Bedeutung gewinnen – und sind ein sehr transport- und energieintensives Unternehmen. Unser Ansatz ist, die Logistik und unsere Versorgungswege laufend zu überprüfen, denn der Markt und damit auch die Verkehre verändern sich ständig. Rohrdorfer investiert zudem massiv in Umweltschutz und Nachhaltigkeit, und in der Logistik wollen wir diesen Gedanken natürlich weiterführen. Außerdem kommt für uns aufgrund des enormen Materialbedarfs im Zuge der Zementproduktion für die benötigten Massengüter nur der Transport per Bahn in Frage. Deshalb haben wir uns entschieden, hier in Gmunden die neue Entladeanlage für Hüttensand, der durch Beimischung  die Eigenschaften des Zements reguliert, zu errichten. Wir produzieren derzeit an über 120 Standorten in Deutschland, Österreich, Italien und Ungarn moderne Baustoffe, daher ist die Optimierung unserer Logistikkette eine ständige Herausforderung für uns, die wir nur gemeinsam mit starken Logistikpartnern bewältigen und voranbringen können – die RCG ist dabei unser größter Logistikpartner. 

Als größter Logistikpartner, wie viele Tonnen befördert die RCG für Rohrdorfer im Durchschnitt?

Pertl: Die RCG transportiert in unserem Auftrag jährlich etwa 1 Million Tonnen Roh- und Zusatzstoffe, allein hier am Standort Gmunden werden aktuell ca. 500.000 Tonnen pro Jahr von der RCG bewegt. Die Hauptrelation ist der Schottertransport von Ebensee nach Gmunden. Es werden in Summe rund 400.000 Tonnen Rohmaterial im Jahr befördert. Durch die neue Entladeanlage für Hüttensand sind nun  jede Woche drei Ganzzüge zwischen Linz und Gmunden zusätzlich unterwegs. So verlagern wir weitere 120.000 bis zu 130.000 Tonnen von der Straße auf die Schiene und entlasten durch die Einsparung von etwa 9.600 LKW-Fahrten sowohl die Umwelt als auch die Anwohner. Solche Maßnahmen, wie die Errichtung der Entladeanlage in Gmunden, sind immer langfristig angelegt und bedeuten große Investitionen. Darum ist ein verlässlicher Partner in der Logistikabwicklung unverzichtbar.

Neben der Verlässlichkeit, was schätzen Sie außerdem an Ihrem größten Logistikpartner?

Pertl: Ich bin nun schon viele Jahre bei Rohrdorfer tätig und kenne die RCG deshalb schon sehr lange. Das Zwischenmenschliche ist optimal. Man versteht sich, man weiß was der andere will, oder wenn es mal nicht so läuft spricht man darüber. Ich erinnere mich, als die RCG aufgrund einer Baustellenumleitung einen Zug mit üblicherweise 1.200 Tonnen mit nur 1.000 Tonnen Ladung fahren konnte. Da sagten wir, dieses Delta von 200 Tonnen ist kein Thema, weil uns bewusst war, dass die RCG alle Hebel in Bewegung gesetzt hat und einen Riesenumweg in Kauf nehmen musste, um uns  termingerecht zu beliefern. Außerdem schätzen wir, dass wir mit der RCG einen innovativen Partner an unserer Seite haben. Beispielsweise wurde für den Transport von Hüttensand von Linz nach Rohrdorf ein spezieller Bahnwaggon – der Innowagen – konstruiert, wodurch wir die Transportmengen um ganze 40 Prozent steigern konnten. Zum anderen hat die RCG die Zeichen der Zeit erkannt: Die riesigen Mengen, die wir heute transportieren, könnten manuell nicht mehr abgewickelt werden – da muss man mit der Digitalisierung Schritt halten und moderne Lösungen entwickeln. Das machen die RCG und wir gleichermaßen.  

Und wo sehen sie noch Verbesserungspotenzial in punkto Schienengütertransporte? 

Pertl: Es ist einfach gesagt, der Straßentransport müsse teurer werden, dann wird automatisch mehr mit der Bahn transportiert und alle Probleme sind erledigt. Ganz so einfach ist es nicht, man sollte hier schon differenzieren: Wo ist der LKW unumgänglich, wo habe ich überhaupt die Möglichkeit auf die Bahn umzusteigen, und wo ist die Schiene in jedem Fall der Straße vorzuziehen? Dafür wird  immer auch die entsprechende Infrastruktur, etwa eine Umschlagsanlage, benötigt. Grundsätzlich sollten Transporte per Bahn mindestens so einfach sein wie mit dem LKW. Dann wird es für alle Unternehmen interessant. Die Bahn sollte das als Chance sehen und umfassende Logistikkonzepte gestalten, denn nur einen Zug von A nach B fahren kann jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die RCG grenzt sich in diesem Punkt vom Wettbewerb ab, weil sie Komplettservices anbietet: Die Beladung, den Vor- und Nachlauf per LKW, natürlich den Hauptlauf per Bahn, bis hin zur Entladung im Werk. Das ist in Summe extrem viel wert. Und es hat auch letztendlich jeder was davon – wir als Kunde, die RCG als Dienstleister, sowie die Umwelt und die Anwohner in den umliegenden Gemeinden, die von entlasteten Straßen profitieren.