Mit MIKE digitalisieren wir die Ad-hoc-Zugbestellung

20. 03. 2024

Die digitale Logistikplattform MIKE wächst weiter an ihren Aufgaben. Die jüngste Herausforderung: Eine Ad-hoc-Lösung für Hödlmayr, mit der Züge in Zeiten erhöhten Bedarfs rasch und unkompliziert bestellt werden können.

Kunden und Mitarbeiter:innen der ÖBB Rail Cargo Group möchten die Features der digitalen Logistikplattform MIKE längst nicht mehr missen. Neben dem Verfolgen von Sendungen (Tracking), der smarten Planung des Wagenbedarfs (Capacity Planning) oder der Leerwagenbestellung (Ordering), kommen laufend neue Anwendungen hinzu.

Ihre Alltagstauglichkeit wird im Zuge exklusiver Pilotprojekte getestet. Im Herbst war die Digitalisierung der Ganzzugsbestellung an der Reihe, jetzt folgt die Bestellung von Ad-hoc-Zügen. Welche Erfahrungen Hödlmayr und die RCG gemacht haben, erzählen uns Edina Sebök (Transport & Rail Dispatching, Hödlmayr International GmbH), Vanessa Langhammer (Head of Digitalization, RCG) und Martin Bauer (Product Manager, RCG).

Vanessa, was kann ich mir unter Ad-hoc-Zügen vorstellen?

Vanessa Langhammer, Head of Digitalization, RCG

Vanessa Langhammer: Im weitesten Sinne geht’s da um die Anfrage und Organisation von neuen und bisher noch nicht geplanten Zügen auf vertraglich vereinbarten Relationen. Unsere Kunden können also nicht nur ihre längerfristig geplanten Züge bestätigen oder stornieren, sondern auch neue Züge auf vereinbarten Relationen anfragen und deren Status verfolgen.

Ihr habt letzten Herbst das MIKE Pilotprojekt zur Ganzzugsbestellung erfolgreich gestartet. Jetzt folgt mit der „Ad-hoc-Zugbestellung“ der nächste Schritt. Wie seid ihr das Projekt angegangen?

Vanessa: Mit der Ganzzugsbestellung haben wir ein solides Fundament gelegt. Wir haben uns im Detail angesehen, wie die Bestätigung und Stornierung von Ganzzügen zwischen uns und unseren Kunden gehandhabt wird – und wo wir mit MIKE für alle einen Mehrwert schaffen können. Die Bestellung von Ad-hoc-Zugleistungen ist nochmal ein ganz anderes Kaliber und ein Feature, das eine immer größere Rolle spielt. Je nach Design des Zuges müssen dabei viele Parteien gleichzeitig bestätigen, dass entsprechende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können. Was erschwerend hinzu kommt: Die Dynamik im Markt nimmt aktuell nochmal deutlich zu, der Anteil an Änderungen oder neu zu planenden Zugverbindungen auch.

Frau Sebök, ist die Kurzfristigkeit das neue Normal, mit dem wir uns abfinden müssen?

Edina Sebök: Ich denke, dass langfristige Planbarkeit nach wie vor essenziell ist. Davon abgesehen stimmt es aber natürlich; die Geschwindigkeit nimmt zu und damit selbstverständlich auch der Bedarf an kurzfristigen, sich oft erst aus speziellen Situationen ergebenden Lösungen. Entscheidend ist, dass man Wege findet, mit dieser Kurzfristigkeit umzugehen. Bei Hödlmayr ist die Digitalisierung ein zentraler Punkt unserer Strategie und zugleich einer der großen Hebel, mit dem wir uns von unseren Mitbewerbern abheben. Alles, was darauf einzahlt, kann einen Unterschied machen und es ist großartig, dass die RCG das genauso sieht. Als Pionier haben wir das Angebot, am MIKE Pilotprojekt teilzunehmen, gerne angenommen.

Edina Sebök, Transport & Rail Dispatching, Hödlmayr International GmbH

Martin, was hast du an Erfahrungen aus der Ganzzugbestellung mitgenommen – und konnte Hödlmayr davon auch konkret profitieren?

Martin Bauer, Product Manager, RCG

Martin Bauer: Wir konnten für die Ad-hoc Zugbestellung auf einem bereits erprobten Modul aufsetzen und mussten technisch gesehen nicht bei null beginnen. Super war auch, dass wir auf Erfahrungen im Set-up und der Organisation von Pilotierungen sowie auf ein bestehendes Expert:innennetzwerk zurückgreifen konnten. Wir haben als Team viel gelernt in den vergangenen Monaten und ich denke, Hödlmayr hat da durchaus auch davon profitiert.

Das klingt fast, als wäre die Etablierung der Ad-hoc-Zugbestellung ein Kinderspiel…

Martin: Naja, ganz so war es natürlich nicht. Mit unserer digitalen Logistikplattform und den daraus entstehenden Pilotprojekten setzen wir sehr stark auf die „Erprobung“ von digitalen Lösungen, um in relativ kleinen Zyklen lernen und das System weiterentwickeln zu können. Gerade im Zusammenspiel mit unseren Kunden ist uns hier wichtig, keine komplette „One-fits-All-Lösung“ Lösung rauszugeben, sondern die Problemstellung genauer zu verstehen und gezielt auf die Lösung in der Software einzugehen. Die richtige Mischung zwischen Allgemeintauglichkeit und kundenspezifischer Erweiterung ist nicht immer sofort klar erkennbar und einschätzbar. Aber ich denke, wir haben hier in enger Interaktion mit Kunden und Kolleg:innen einen guten Weg gefunden.
Sehr wichtig war auch die Verwendung und Unterstützung für das Thema bei der RCG – ohne ein abteilungsübergreifendes Zusammenspiel, kommt am Ende auch keine Verbesserung für den Kunden raus. Gerade hier war für uns wichtig, klar zu kommunizieren und relativ schnell Unklarheiten und Ängste zu beseitigen.

Was meinst du damit?

Martin: Wenn es darum geht, neue Anwendungen und Systeme für unsere Kunden einzuführen, müssen wir auch intern gezielt sicherstellen, dass alle Informationen konsolidiert zusammengeführt sind und jede am Prozess beteiligte Person geschult und abgeholt ist. Zusätzlich geht es auch schon während der Entwicklung darum, alle Betroffenen frühzeitig einzubinden, um ein passendes Verhältnis zwischen kundenspezifischen Erweiterungen und Standardfunktionen zu entwickeln und dann auch zu testen.

Das geht wohl nur mit einem guten Einblick in ein Unternehmen – auch hinter die Kulissen – und einer wirklich eng abgestimmten Zusammenarbeit.

Edina Sebök: Absolut. Die Zusammenarbeit mit der RCG hat von Anfang an sehr gut funktioniert und es hat sich da wirklich so etwas wie ein Grundvertrauen eingestellt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Kolleg:innen immer sehr höflich, hilfsbereit und lösungsorientiert gearbeitet haben. Und sie haben schnell erfasst, wo unsere Pain Points liegen, was unsere Wünsche und Ziele sind, und wie wir gemeinsam daran arbeiten können.

Martin: Ich kann das nur zurückgeben. Die Hands-on-Mentalität der Mitarbeiter:innen von Hödlmayr gepaart mit ihrer Offenheit und dem Interesse für neue Lösungen und Arbeitsweisen hat uns – und ich glaube, da kann ich für das ganze Team sprechen – voll und ganz überzeugt und zusätzlich motiviert.

Dennoch ist die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen immer eine Herausforderung, selbst, wenn es schon sehr lange und gut funktionierende Beziehungen gibt. Wie seid ihr das im Detail angegangen?

Martin: Bis die Pilotierung in den Livebetrieb geht, gibt es einen kontinuierlichen Kreislauf in dem Reflexion und Feedback an erster Stelle stehen. Zu Beginn geht es aber immer darum, die aktuelle Herausforderung besser verstehen zu können und dann gemeinsam in eine Lösungsfindung zu gehen. Hier verbringen wir durchaus auch Zeit direkt beim Kunden, um die Situation besser zu verstehen und ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben. Daraus lässt sich ableiten, was unser Kunde im Detail wirklich will. Wenn wir das Beispiel der Ad-hoc Zugbestellung nehmen: Wir skizzieren den internen Abwicklungsprozess und erstellen eine Entwicklungsroadmap mit den wichtigsten Meilensteinen, die wir erreichen wollen.

Und dann wird entwickelt, bis das Produkt steht?

Martin: Nein, bei uns wird in agilen Entwicklungssprints laufend konzipiert, entwickelt und getestet. Das Ziel ist, dass nach jedem Entwicklungssprint ein testbares Ergebnis zur Verfügung steht. Wichtig ist hierbei vor allem, dass der aktuelle Stand laufend mit den Stakeholdern besprochen und getestet wird, um immer am richtigen Weg zu bleiben und flexibel navigieren zu können. Wir machen das solange, bis wir davon überzeugt sind, in die End-to-end Testing-Phase zu gehen. Und wenn dann alles flutscht, sind wir bereit für die Pilotierung im Livebetrieb.

Hat sich das viele Testen gelohnt?

Edina Sebök: Auf jeden Fall. Durch MIKE und das Pilotprojekt zur Ad-hoc-Zugbestellung können wir unsere Arbeit effektiver erledigen, da die Bestellungen nun einfacher und übersichtlicher dargestellt werden. Die E-Mails sind spürbar weniger geworden und die Entscheidungen insgesamt transparenter. Die Teilnahme am Projekt hat sich für uns echt gelohnt und die gewonnene Zeit ist natürlich ein zusätzlicher Benefit.